Dieser zwischen 1840 und 1845 von dem hochgeschätzen Etienne Pajeot gebaute Bogen veranschaulicht aufs Schönste die kraftvolle Eleganz, die dieser so innovative und einflussreiche, im goldenen Zeitalter der französischen Bogenbaukunst tätige Meister selbst zu Zeiten der Materialknappheit seinen Bögen zu geben verstand.
Obgleich Pajeot bei diesem Bogen nur geringe Mengen an wertvollen und seltenen Werkstoffen wie Gold und Kupfer – die gerade in seiner allerletzten Arbeitsperiode nur beschränkt verfügbar waren – verwendete, schuf er hiermit ein beeindruckendes und beinahe glamouröses Beispiel französischer Bogenbaukunst.
Wie zu erwarten, entstand dieser Bogen in rascher, präziser Arbeit. Die aus außergewöhnlich feinem Pernambuk von gold – orangener Färbung hergestellte Stange zeichnet sich durch eine überaus gekonnte Ausführung aus. Die Fasen des sehr eleganten Kopfes sind sauber und gleichmäßig gearbeitet.
Der Frosch trägt einen schmalen, dünnen Goldring, und der Zwickel ist gegenüber den aus Silber oder Nickel gearbeiteten Exemplaren von Pajeot in der Größe verringert – getreu dem Bemühen aus bescheidenen Mitteln etwas Besonderes zu schaffen.
Die Schiene des Frosches ist aus Silber und steht damit für eine Verbesserung der Haltbarkeit gegenüber den Froschbahnen aus 100% Kupfer, wie sie an vielen früheren goldmontierten Bögen von Etienne Pajeot zu finden sind.
Zwar mag das Zusammenspiel von Silber und Gold am selben Frosch auf den ersten Blick ästhetisch seltsam anmuten, doch wird Pajeot wohl gesehen haben, wie sich die Bahnen aus Kupfer an einigen seiner früheren goldmontierten Bögen mit der Zeit grün färbten, wohingegen Silber zu einem eleganten Ebenholzschwarz anläuft. Die Abbildung zeigt, dass seine Entscheidung Silber zu verwenden, der Schönheit seines Bogens durchaus zugute kommt.
Das ehemals – seitens der traditionellen Expertise – in Zweifel gezogene Bouton ist in der Tat original und stellt eine stilistische Hommage an die Arbeit von Louis Simon Pajeot, Etiennes Vater, dar.
Das Gold der beiden Ringe ist identisch mit dem Gold des Frosches, und stimmt nebenbei bemerkt vollkommen mit dem an anderen berühmten Pajeots verwendeten Gold überein, wie etwa dem ex-Ysaye/ex-Stern (die Legierung weist jeweils einen Anteil von 71,06% Gold, 21,32% Kupfer und 7,61% Silber auf). Darüber hinaus entspricht das Ebenholz des Boutons dem Ebenholz des Frosches, und weist zudem die gleiche botanische Gattung mit anderen von Pajeot verwendeten Ebenhölzern aus der Ebenholzdatenbank des FBRI auf.
Auch Schraube und Mutter und selbst das Perlmutt sind an diesem wunderbar erhaltenen Bogen original.
Es wird gern behauptet, dass alle französischen Bogenmacher zumeist 18-karätiges Gold verwendeten. Nach Untersuchungen vieler französischer, goldmontierter Bögen lässt sich sagen, dass dies tatsächlich in vielen Fällen zutrifft – dass jedoch einige sehr bedeutende Bogenmacher auch Ausnahmen bilden. Es obliegt der Verantwortung heutiger Experten, derartige Verallgemeinerungen nicht als „Fakt“ oder „Regel“ zu übernehmen, sondern die Richtigkeit einer solchen Aussage zu hinterfragen und tiefergehende Nachforschungen anzustellen. Andernfalls limitieren wir unser Verständnis für einen solch feinen, intelligenten und innovativen Meister und für diese Periode des französischen Bogenbaus im Allgemeinen.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass dieses Exemplar die besondere Stellung Pajeots in den Rängen der größten Bogenmacher neben François Xavier Tourte, J.P.M. Persoit and Dominique Peccatte deutlich macht. In diesem Bogen findet sich das geniale Werk dieses Meisters verkörpert, geschaffen in Mirecourt, weitab von Paris.
Stephan Jansen, London / Isaac Salchow, New York City
Isaac Salchow, NYC / Stephan Jansen, London – Alle Rechte vorbehalten.