Newsletter / Dezember 2013


Der Bogenkopf


Dominique Peccatte (1810 – 1874):

Eine Studie über einen sehr seltenen silber- und ebenholzmontierten Violinbogen

Dominique Peccatte gehört zweifelsohne neben F. X. Tourte und J. P. M. Persoit zu den bedeutendsten Bogenbauern des 19. Jahrhunderts. Er lernte sein Handwerk in der Werkstatt von J. B. Vuillaume unter J. P. M. Persoit. Trotz des großen Einflusses seiner Meister entwickelte Peccatte bereits während seiner Lehrjahre seinen ganz eigenen, kraftvollen und selbstsicheren Stil, für den er schließlich so berühmt werden sollte.

Der uns vorliegende Bogen vereint die besten Vorzüge seiner Arbeit.


Der Kopf

Die Fase (Spielerseite)
Der Kopf des Bogens ist eine Schönheit – die Fasen sind kraftvoll geschnitten und verjüngen sich Richtung Kopfplatte. Speziell auf der Publikumsseite sehen wir die Werkzeugspuren, die für Dominiques Arbeit so typisch sind.
Die Fase (Publikumsseite)

Sie liegen in einem Winkel von 35,5 Grad zur Kopfplatte, bzw. senkrecht dazu und sind deckungsgleich mit denen weiterer D. Peccatte Bögen, die bereits in der Datenbank für Werkzeugstrukturanalyse des French Bow Research Institute (FBRI) erfasst sind. Die Seiten des Kopfes sind flach, der Scheitel zeigt eine Linksdrehung.
Der Scheitel




Die Stange

Die Stange dieses Exemplars ist achteckig – eine Beschaffenheit, die bei Dominique Peccatte sehr selten anzutreffen ist. Diese Ausführung wie auch die Auswahl des sehr dichten Holzes und die damit ermöglichte sehr schlanke Ausarbeitung des Bogens sind offenbar eine Hommage an die Überfigur F. X. Tourte. Die Stange wurde in der für Peccatte üblichen Manier sehr schnell, präzise und kraftvoll gehobelt und zeigt das hohe Niveau dieses Meisters. Das Fernambuk ist von bester Qualität und weist eine goldrote Farbigkeit auf.



Der Frosch

Der Frosch
Der Frosch trägt eine Silberschiene, die mit zwei Schrauben an der für Peccattes typischen Position fixiert ist. Das Maul des Frosches ist für Peccattes Maßstäbe relativ gleichmäßig geschnitten. Das Ebenholz ist von sehr guter und dichter Qualität und zeigt eine große Übereinstimmung mit dem Ebenholz anderer in unserer Datenbank erfasster Bögen dieses Meisters. Der Zwickel des Frosches ist wie erwartet zweiteilig und einfach gepinnt. Die Spektren der Silberlegierungen von Frosch und Bouton sind identisch und decken sich mit den Spektren anderer Peccatte Bögen, welche in der Metalldatenbank des FBRI hinterlegt sind.

Der Schiene

Die Unterseite des Frosches

Der Frosch (gewinkelte Ansicht)




Konklusion

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses außergewöhnliche Exemplar die begehrten Eigenschaften eines Violinbogens von Dominique Peccatte in sich vereint – kraftvolle Eleganz, Schnelligkeit, eine formvollendete Ästhetik sowie Flexibilität und Widerstandsfähigkeit in bester Symbiose.



Autoren

Stephan Jansen, London / Isaac Salchow, New York City

Naturwissenschaftliche Untersuchungen

Brigitte Brandmair, München

Fotos

Rachel Drehmann, NYC / Brigitte Brandmair, München

Copyright

Isaac Salchow, NYC / Stephan Jansen, London – Alle Rechte vorbehalten.



Nächste Ausgabe

Eugène Nicolas Sartory (1871 – 1946): Ein Vergleichsstudie dreier Violoncellobögen, angefertigt für seine ersten drei Weltausstellungen.

(Violoncellobogen angefertigt für die Weltausstellung 1897 in Brüssel)


E. Sartory Violoncellobogen Expo 1897