In den vergangenen Jahren wurden wir von unseren Kunden und Freunden immer wieder gefragt, was die absolute upper class bei Streichbögen repräsentiert, die Crème de la Crème ist, die Krönung des französischen Bogenbaus darstellt.
Natürlich fallen uns direkt die zwei gold- und schildpattmontierten »ex Prince Demidoff« und »ex Adolf Busch« François Xavier Tourte Bögen ein, auch ein exquisiter gold- und schildpattmontierter Jean Pierre Marie Persoit, zur Zeit beheimatet in einer feinen New Yorker Sammlung, fällt in diese Kategorie. Auch von Dominique Peccatte finden sich an die fünf Exemplare, die eindeutig dieser Kategorie angehören, in unserem Kundenkreis. Und nicht zuletzt wäre da natürlich noch der perfekt erhaltene, gold- & schildpattmontierte »ex Paganini« Jean Grand Adam Bogen zu nennen.
Zwei Bögen die definitiv in diese Klasse gehören präsentieren wir hier. Dabei handelt es sich zum einen um den »ex Ysaye / ex Stern« und zum anderen um den »ex Sivori / ex Szeryng« Violinbogen, beide angefertigt von dem großen Etienne Pajeot aus Mirecourt.
Gebaut um 1835, verkörpern die beiden Bögen die unübertroffene Einzigartigkeit und Exzellenz Pajeots. Es ist schwierig, die Wucht und die Anziehungskraft dieser Exemplare in Worte zu fassen:
Die Auswahl des Holzes ist jenseits von inspirierend, die Verwendung des an beiden Bögen noch original erhaltenen Perlmutts verkörpert jeweils eine eigene ästhetische Vorstellung und die handwerkliche Ausführung ist ohne Gleichen.
Beide Stangen sind perfekt und ohne jede handwerkliche Unsicherheit ausgearbeitet. Die Bogenköpfe erscheinen vollendet in ihrer Eleganz, die Fasen makellos, wie mit einem Laser geschnitten.
Das Schildpatt des »ex Ysaye / ex Stern« Violinbogens ist von loderndem Charakter und wird von bunt-schimmerndem Perlmutt eingerahmt, was dem Stil früher F. X. Tourte Bögen entspricht.
Das im Frosch verarbeitete Gold und Kupfer ist ein wundervolles Beispiel für Pajeots innovativen und kreativen Gebrauch von Metallen. Besonders aufschlussreich ist seine Wahl und die Verarbeitung von Gold mit weniger als 18 Karat, wodurch sich die Widerstandsfähigkeit und Härte des Metalls erhöhte. Dieser Schritt machte seine für ihn typische, sehr dünne Metallarbeit erst möglich.
Die Froschschiene aus Kupfer ist eine Lektion von Sparsamkeit, wie auch die Kupferringe welche die Perlmuttaugen einrahmen.
Am Bouton sehen wir eine aufgelötete Kupferplatte. Diese bedeckt das dünne Gold und ermöglichte ihm, trotz des sehr dünnen Goldes ein Käntchen zu schneiden.
Die originale Schraube und Mutter sind wie bei Pajeot gewohnt sehr gut verarbeitet und äußerst beständig.
Fällt der Schildpattfrosch des »ex Sivori / ex Szeryng« Bogens etwas weniger feurig in seinem Temperament aus, so besticht er doch durch einen vornehmen Goldton.
Der einteilige, über die Kante gebogene Goldzwickel entspricht der für Pajeot üblichen Ausführung. Die Schiene wie auch die Ringe der Perlmuttaugen sind ebenfalls aus Gold. Dieser Verzicht auf Kupfer – im Gegensatz zum »ex Ysaye / ex Stern« Bogen – lässt unter Umständen auf einen etwas vermögenderen Auftraggeber schließen.
Das Bouton stimmt weder stilistisch oder handwerklich, noch in der Wahl des Goldes mit anderen Arbeiten Pajeots überein und ist daher nicht original und sicher später auf den Bogen montiert worden.
Ohne Übertreibung dürfen wir sagen, dass dieses Bogenpärchen in ihrer Brillanz und Ausstrahlung einzigartig ist und wir nicht sicher sein können, dass wir bei Etienne Pajeot etwas Vergleichbares, auch was die Historie dieser Bögen angeht, jemals noch zu sehen bekommen. Wir freuen uns, dass beide Bögen in unserem Kundenkreis beheimatet sind und danken einem ungenannten Sammler und einem Solisten von Weltrang für die Möglichkeit, diese Bögen hier im Rahmen des FBRI vorstellen zu können.
Stephan Jansen, London / Isaac Salchow, New York City
Brigitte Brandmair, München
Rachel Drehmann, NYC / Brigitte Brandmair, München
Isaac Salchow, NYC / Stephan Jansen, London – Alle Rechte vorbehalten.