Eugène Nicolas Sartory ist zweifelsohne der bekannteste französische Bogenbauer des 20. Jahrhunderts. Die gleichbleibend hohe Qualität seiner Arbeit gepaart mit der grandiosen Spielbarkeit seiner Bögen hebt ihn von seinen Zeitgenossen ab.
Vorstellen dürfen wir drei besonders seltene Sartory Violoncellobögen. Anhand dieses Artikels möchten wir seine stilistische Frühentwicklung im Zuge der Weltausstellungen von 1894, 1897 und 1900 vergleichend darstellen. Diese drei Bögen veranschaulichen nicht zuletzt den Werdegang eines jungen Bogenbauers, der sich als Inhaber einer Werkstatt und Archetier von Weltrang schon früh einen Namen machte.
Das erste Exemplar ist der einzige Violoncellobogen von der Weltausstellung in Lyon des Jahres 1894, der uns bisher begegnet ist. Dieser feine Bogen, ein Paradebeispiel für die Werkphase seiner ersten Jahre, weist markant gearbeitete Fasen, eine lang ausgezogene Nase und insgesamt deutliche stilistische Änklänge an die best durchdachten Köpfe von J. A. Vigneron auf.
Die Position der Stifte direkt an den Kanten des Boutons gleicht der Arbeit von Lamy „pére“, und die Schraube ist im Gegensatz zu späteren Arbeiten von Sartory in das Bouton geschraubt, nicht gesteckt.
Der aus geflammtem Pernambuk gefertigte Bogen eignete sich für diesen sehr ehrgeizigen Bogenbauer glänzend als Exponat für dessen erste Weltausstellung. Die Wahl des vorzüglichen Pernambukholzes sowie die meisterhafte Ausführung des Bogens erklären, warum ihm eine Silbermedaille verliehen wurde. Interessant ist auch zu vermerken, dass wir inzwischen wissen, dass Sartory seinen ersten Brandstempel bis mindestens 1894 verwendete, und nicht nur bis 1892 wie zuvor angenommen.
Das zweite Beispiel stammt von der Brüsseler Weltausstellung des Jahres 1897. Dieser Cellobogen in tadellosem Zustand repräsentiert den Übergang von der ersten Werkphase Sartorys 1894 auf das spätere Schaffen.
Gefertigt für die zweite Weltausstellung, an der Eugène Sartory teilnahm, zeigt dieser Bogen – was das grundlegende Kopfmodell betrifft -bereits deutlich den Einfluss von J. A. Lamy. Die Verwendung von Elfenbein für den Frosch wird danach erst in den 1930er Jahren wieder üblich. Auch hier veranschaulichen die großartige Ausführung und die treffliche Wahl des edlen Pernambukholzes, warum ihm eine Silbermedaille zuteil wurde.
Der Bogen, den wir abschließend zum Vergleich vorstellen, ist ein schildpatt – und goldmontierter Cellobogen von der Pariser Weltausstellung des Jahres 1900.
Stilistisch kann dieser als ein bis zum Ende der 1920er Jahre typisches Sartory-Modell gelten; erst danach werden seine Bögen schwerer und kräftiger. Dieser feine Bogen trägt an zwei Stellen die Signatur E. SARTORY A PARIS. Der Brandstempel EXPon 1900 erscheint ebenfalls zweimal.
Diese Bögen erlauben uns auch eine genauere Bestimmung des Ãœbergangs von seiner ersten Werkphase auf seine zweite. Es lässt sich danach mit Bestimmtheit sagen, dass dieser Ãœbergang zwischen den Jahren 1894 und 1897 stattfand, womit das im sonst hervorragenden Buch ‚L’Archet‘ von Bernard Millant und J. F. Raffin angebotene Datum von 1892 einer Korrektur bedarf. Eine sorgfältige Untersuchung dieser besonderen Bögen verhilft uns darüber hinaus zu einem genaueren Verständnis der stilistischen Entwicklung Sartorys von der Gründung seiner Werkstatt im Jahre 1889 bis zu der gemeinhin als typisch erachteten und letztlich erkennbarsten Ausformung seines Werks, die um 1900 ihren Ausgang nimmt.
Isaac Salchow, New York City / Stephan Jansen, Berlin
Rachel Drehmann, New York City
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