Newsletter / Mai 2015


Eugène Nicolas Sartory Visitenkarte


Ein Vergleich dreier Cellobögen von E. Sartory, ausgestellt anlässlich seiner ersten drei Weltausstellungen

Eugène Nicolas Sartory ist zweifelsohne der bekannteste französische Bogenbauer des 20. Jahrhunderts. Die gleichbleibend hohe Qualität seiner Arbeit gepaart mit der grandiosen Spielbarkeit seiner Bögen hebt ihn von seinen Zeitgenossen ab.

Vorstellen dürfen wir drei besonders seltene Sartory Violoncellobögen. Anhand dieses Artikels möchten wir seine stilistische Frühentwicklung im Zuge der Weltausstellungen von 1894, 1897 und 1900 vergleichend darstellen. Diese drei Bögen veranschaulichen nicht zuletzt den Werdegang eines jungen Bogenbauers, der sich als Inhaber einer Werkstatt und Archetier von Weltrang schon früh einen Namen machte.



1894 Lyon Expo

Das erste Exemplar ist der einzige Violoncellobogen von der Weltausstellung in Lyon des Jahres 1894, der uns bisher begegnet ist. Dieser feine Bogen, ein Paradebeispiel für die Werkphase seiner ersten Jahre, weist markant gearbeitete Fasen, eine lang ausgezogene Nase und insgesamt deutliche stilistische Änklänge an die best durchdachten Köpfe von J. A. Vigneron auf.

 1894 Lyon EXPO / Kopf



1894 Lyon EXPO / Frosch

Eugène Nicolas Sartory / Expo 1894

Die Position der Stifte direkt an den Kanten des Boutons gleicht der Arbeit von Lamy „pére“, und die Schraube ist im Gegensatz zu späteren Arbeiten von Sartory in das Bouton geschraubt, nicht gesteckt.


Eugène Nicolas Sartory / Expo 1894



1894 Lyon EXPO / Details Knopf II

Eugène Nicolas Sartory / Expo 1894 / Details Knopf

Der aus geflammtem Pernambuk gefertigte Bogen eignete sich für diesen sehr ehrgeizigen Bogenbauer glänzend als Exponat für dessen erste Weltausstellung. Die Wahl des vorzüglichen Pernambukholzes sowie die meisterhafte Ausführung des Bogens erklären, warum ihm eine Silbermedaille verliehen wurde. Interessant ist auch zu vermerken, dass wir inzwischen wissen, dass Sartory seinen ersten Brandstempel bis mindestens 1894 verwendete, und nicht nur bis 1892 wie zuvor angenommen.

1894 Lyon EXPO / Details I

1894 Lyon EXPO / EXPO Details II


Eugène Nicolas Sartory / Expo 1894 / Details


1897 Brüssel Expo

Das zweite Beispiel stammt von der Brüsseler Weltausstellung des Jahres 1897. Dieser Cellobogen in tadellosem Zustand repräsentiert den Übergang von der ersten Werkphase Sartorys 1894 auf das spätere Schaffen.

1897 Brussels EXPO / Kopf



1897 Brussels EXPO / Frosch

Eugène Nicolas Sartory / Expo 1897

Gefertigt für die zweite Weltausstellung, an der Eugène Sartory teilnahm, zeigt dieser Bogen – was das grundlegende Kopfmodell betrifft -bereits deutlich den Einfluss von J. A. Lamy. Die Verwendung von Elfenbein für den Frosch wird danach erst in den 1930er Jahren wieder üblich. Auch hier veranschaulichen die großartige Ausführung und die treffliche Wahl des edlen Pernambukholzes, warum ihm eine Silbermedaille zuteil wurde.

1897 EXPO / Details I

1897 EXPO / Details II


Eugène Nicolas Sartory / Expo 1897 / Details


1900 Paris Expo

Der Bogen, den wir abschließend zum Vergleich vorstellen, ist ein schildpatt – und goldmontierter Cellobogen von der Pariser Weltausstellung des Jahres 1900.

Expo 1900 / Kopf



Expo 1900 / Frosch

Eugène Nicolas Sartory / Expo 1900

Stilistisch kann dieser als ein bis zum Ende der 1920er Jahre typisches Sartory-Modell gelten; erst danach werden seine Bögen schwerer und kräftiger. Dieser feine Bogen trägt an zwei Stellen die Signatur E. SARTORY A PARIS. Der Brandstempel EXPon 1900 erscheint ebenfalls zweimal.

EXPO 1900 / Frosch Publikumsseite




Zusammenfassung

Diese Bögen erlauben uns auch eine genauere Bestimmung des Ãœbergangs von seiner ersten Werkphase auf seine zweite. Es lässt sich danach mit Bestimmtheit sagen, dass dieser Ãœbergang zwischen den Jahren 1894 und 1897 stattfand, womit das im sonst hervorragenden Buch ‚L’Archet‘ von Bernard Millant und J. F. Raffin angebotene Datum von 1892 einer Korrektur bedarf. Eine sorgfältige Untersuchung dieser besonderen Bögen verhilft uns darüber hinaus zu einem genaueren Verständnis der stilistischen Entwicklung Sartorys von der Gründung seiner Werkstatt im Jahre 1889 bis zu der gemeinhin als typisch erachteten und letztlich erkennbarsten Ausformung seines Werks, die um 1900 ihren Ausgang nimmt.

Eugène Nicolas Sartory / Expo 1894

1894 EXPO / Kopf

Eugène Nicolas Sartory | Expo 1897

1897 EXPO / Kopf

ex Eugène Ysaye / ex Isaac Stern

1900 EXPO / Kopf


Expo 1894 / Frosch

1894 EXPO / Frosch

Eugène Nicolas Sartory / Expo 1897

1897 EXPO / Frosch

Expo 1900 / Frosch

1900 EXPO / Frosch



Autoren

Isaac Salchow, New York City / Stephan Jansen, Berlin

Fotos

Rachel Drehmann, New York City

Copyright

Isaac Salchow, New York City / Stephan Jansen, Berlin – Alle Rechte vorbehalten.



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François Xavier Tourte c. 1785 / Frosch